ZSL Lüneburger Heide e. V. bei Kundgebung in Celle: „Vielfältiges Stadtbild schließt Menschen mit Behinderungen ein“

Am Freitagnachmittag, 31. Oktober, fand am Schäferbrunnen in den Triftanlagen eine kurzfristig organisierte Kundgebung der Initiative „Omas gegen Rechts“ statt. Rund 100 Personen folgten dem Aufruf, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung und für ein vielfältiges und respektvolles gesellschaftliches Miteinander zu setzen. Unter den Teilnehmenden waren auch Vertreterinnen des Zentrums Selbstbestimmt Leben Lüneburger Heide e. V. (ZSL), die vor Ort eigene Akzente setzten – insbesondere mit Blick auf die Sichtbarkeit und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Raum.

Für den Verein nahmen die neue 1. Vorsitzende Anke Müller sowie ihre Vorgängerin Jana Petersen-Franke an der Veranstaltung teil. In Gesprächen am Rand der Kundgebung machten beide deutlich, dass die bundesweit geführte Debatte über das „Stadtbild“ nicht ohne die Perspektive von Menschen mit Behinderungen geführt werden könne.

„Wenn über das Stadtbild gesprochen wird, betrifft das auch Menschen mit Behinderungen“, so Anke Müller. Sichtbarkeit, Barrierefreiheit und gleichberechtigte Teilhabe seien grundlegende Voraussetzungen dafür, dass alle Menschen ihren Platz in einer Stadtgesellschaft finden. Ihr sei wichtig, dass in Diskussionen über Vielfalt nicht nur kulturelle, ethnische oder religiöse Aspekte Beachtung fänden, sondern auch Inklusion.

Auch Jana Petersen-Franke betonte, dass das Thema Barrierefreiheit häufig erst nachrangig diskutiert werde. Es sei jedoch Teil einer offenen und solidarischen Stadt, Menschen nicht nur mitzudenken, sondern Strukturen so zu gestalten, dass sie selbstverständlich teilhaben können. „Ein vielfältiges Stadtbild bedeutet auch, dass Menschen mit Behinderungen sichtbar sind – ohne Hürden, ohne Ausschluss“, sagte sie.

Kritische Stimmen und Forderung nach gesellschaftlichem Zusammenhalt

In den Redebeiträgen während der Kundgebung hatten zuvor Sigrid Hestermann für die „Omas gegen Rechts“ sowie Behiye Uca, Mitglied des Celler Stadtrats für Die LINKE, zu mehr Sensibilität in der öffentlichen Debatte aufgerufen. Beide warnten davor, gesellschaftliche Herausforderungen auf einzelne Bevölkerungsgruppen abzuwälzen.

Hestermann stellte die Frage nach dem Bild einer Stadt, in der Menschen voneinander getrennt oder miteinander verbunden leben – und warb für einen solidarischen Umgang. Uca sprach aus der Sicht von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte und machte deutlich, dass viele sich von der aktuellen politischen Wortwahl ausgegrenzt fühlten.

Ruhiger Verlauf und Austausch im Anschluss

Die Kundgebung verlief störungsfrei und wurde von musikalischen Beiträgen eingerahmt. Viele Teilnehmende nutzten im Anschluss die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen – darunter auch die Vertreterinnen des ZSL, die vor Ort zahlreiche Rückmeldungen erhielten.

Müller und Petersen-Franke zeigten sich nach der Veranstaltung zufrieden darüber, dass Inklusion im Rahmen der Kundgebung thematisiert werden konnte. Beide kündigten an, das Gespräch zu diesem Themenfeld weiterführen zu wollen – auch über die Veranstaltung hinaus.