Jana Petersen-Franke vom Zentrum Selbstbestimmt Leben Lüneburger Heide e.V. (ZSL) hat kürzlich im Rahmen einer Informationsreise zwei bekannte Ausflugsziele in Hessen besucht: das Schloss Homburg in Bad Homburg vor der Höhe und den Hessenpark in Neu-Anspach. Im Mittelpunkt ihres Besuchs stand die Frage, wie barrierefrei historische Anlagen tatsächlich sind – und welche Herausforderungen insbesondere für Rollstuhlnutzende noch bestehen.






Historische Kulisse trifft auf steinige Wege
Das Schloss Homburg, seit 1622 Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg und später Sommerresidenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser, beeindruckt durch seine Geschichte und Lage oberhalb der Stadt. Petersen-Franke zeigte sich von der Anlage angetan, wies aber auch auf die baulichen Gegebenheiten hin, die den Zugang erschweren: „Die Wege rund um das Schloss sind teils stark ansteigend und mit Kopfsteinpflaster versehen – für Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfe ist das eine echte Herausforderung.“
Der Innenhof des Schlosses sei zwar zugänglich, doch auch hier prägten Schotter und unebene Pflastersteine das Bild. „Machbar, aber mühsam“, beschreibt Petersen-Franke ihren Eindruck. Der Ausblick auf den 48 Meter hohen „Weißen Turm“, das Wahrzeichen der Stadt, entschädige zwar, ändere aber nichts daran, dass das Gelände ohne Unterstützung nur eingeschränkt nutzbar sei.



Hessenpark – beeindruckend, aber anstrengend
Auch im Freilichtmuseum Hessenpark, das auf rund 65 Hektar Fläche mit mehr als hundert historischen Gebäuden das dörfliche Leben vergangener Jahrhunderte zeigt, fand Petersen-Franke ähnliche Bedingungen vor. Die Anlage sei grundsätzlich zugänglich, doch der historische Charakter bringe naturgemäß Barrieren mit sich.
„Schon der Weg vom Parkplatz zum Haupteingang führt über Schotter und leichte Steigungen“, berichtet sie. „Im Park selbst ist das historische Kopfsteinpflaster zwar authentisch, aber für Rollstuhlfahrende schwer zu bewältigen.“ Viele der Ausstellungsgebäude seien zudem nur von außen einsehbar.
Trotz der Einschränkungen zeigte sie sich positiv über das Engagement der Betreiber, den Zugang so weit wie möglich zu erleichtern. Besonders der gleichzeitig stattfindende Herbstmarkt habe gezeigt, dass auch Besucherinnen und Besucher mit Mobilitätseinschränkungen am kulturellen Leben teilhaben können – „wenn auch mit etwas mehr Anstrengung“.
Fazit: Barrierefreiheit bleibt eine Aufgabe
Petersen-Franke zieht ein gemischtes Fazit: „Beide Orte zeigen, dass Barrierefreiheit in historischen Anlagen immer ein Kompromiss zwischen Erhalt und Zugänglichkeit ist. Viele Hindernisse lassen sich durch bauliche Gegebenheiten nicht vollständig beseitigen – aber Information, Unterstützung und alternative Zugänge können viel bewirken.“
Das Zentrum Selbstbestimmt Leben Lüneburger Heide e.V. will die gesammelten Erfahrungen nun in seine Beratungsarbeit einfließen lassen und den Dialog mit touristischen Einrichtungen in Niedersachsen weiter ausbauen. Ziel sei es, aus den Beispielen anderer Regionen zu lernen und Barrierefreiheit künftig stärker in Planungen einzubeziehen.