Meine Insel Depression

Hallo ihr Lieben, 

schön, dass ihr hier seid. Ich möchte euch gerne mit auf die Reise nehmen auf meine Insel Depression. 

Mein Name ist Ducky und ich lebe seit einigen Jahren hier auf dieser Insel. 

Sie ist umgeben vom Meer und jeder Teil ist ganz verschieden. Hier gibt es einen wunderschönen Sandstrand mit Palmen und glitzernden Muscheln wie im Paradies. 

Nach und nach verändert sich die tropische Idylle zu einem Steinstrand mit Kieseln und spitzen Steinen. Und wenn wir diesem Strand immer weiter folgen, geht er in eine schroffe Steilküste über, die sich metertief ins Meer stürzt.

Irgendwann endet diese Steilküste und wir befinden uns wieder an dem wunderschönen tropischen Sandstrand.

Nun haben wir gemeinsam eine Reise an der Küste entlang um meine Insel herum gemacht. 

Das Innere der Insel ist komplett mit einem 

undurchsichtigen tropischen Urwald bewachsen. 

Dies ist meine Insel Depression, die ich ganz alleine bewohne. Manchmal kommt ein Ruderboot vorbei und bringt einige Gäste zu Besuch mit sich, aber meist bin ich alleine hier.

Obwohl es natürlich am Sandstrand am schönsten ist, habe ich leider nicht so häufig das Glück meine Zeit hier verbringen zu dürfen. 

Meistens befinde ich mich an der Grenze vom Steinstrand zur Steilküste, aber nicht aus freien Stücken!

Es ist schwierig für mich, mich am Steinstrand aufzuhalten. Die Steine verursachen Schmerzen an meinen Füßen. 

Jedoch ist die Schmerzintensität oft unterschiedlich. 

Mal verspüre ich nur einen festen Druck, mal stechen mir die spitzen Steine schmerzhaft in die Füße und ein anderes Mal kann ich vor lauter Schmerzen kaum Stehen oder Gehen.

Schwierigkeiten bereitet mir auch immer das Schwimmen im Meer. 

Manchmal verspüre ich keinen Drang zu schwimmen, manchmal jedoch zieht es mich wie magisch ins Wasser.

Wenn dies der Fall ist, kommt es jedoch auch immer auf die Wetterlage an.

Scheint die Sonne und geht kein Lüftchen, überlebe ich das Schwimmen meist mit leichten Schmerzen, ein paar blauen Flecken und kleinen Kratzern.

Zieht jedoch ein Unwetter auf und es stürmt und regnet,ergibt sich ein ganz anderes Bild.

An solchen Tagen wate ich sofort meist wie hypnotisiert und paralysiert ins Wasser!

Spitze Steine stechen in meine Füße und hinterlassen blutige Spuren. Das Meer ist aufgewühlt und tosend. Bei jedem Schritt ins Wasser werde ich von den Naturgewalten hin und her geworfen.

An guten Tagen schaffe ich es leicht verletzt und 

mit blutigen Striemen an Händen und Füßen zurück ans rettende Ufer. 

An schlechten Tagen jedoch verschluckt mich das tosende Meer einfach! 

Während ich noch schwankend hineinwate, türmt sich plötzlich vor mir eine riesige Welle auf. 

Der Sturm tost und es regnet in Strömen. Der Himmel ist dunkel und schwarz. Der Donner grollt ohrenbetäubend in meinen Ohren und bei jedem grellen Blitz wird die riesige Wasserwand,die sich auf mich zu bewegt, grell erleuchtet. 

Mein Gehirn signalisiert sofortige Flucht und mein Herz schlägt wild in meiner Brust. Ich kann kaum atmen mit dem schwarzen Kloß in meinem Hals. 

Trotz allem kann ich mich keinen Zentimeter bewegen und starre auf die Welle,die schnell auf mich zu kommt, wie ein Hase in das Auge einer Schlange. 

Die Welle der Verzweiflung kommt immer näher und näher.  Ich kann ihr nicht ausweichen, ich kann ihr nicht entfliehen. 

Sehr selten finde ich Halt und Schutz auf einem klapprigen Floß, aber meist bin ich ihr hilflos ausgeliefert! 

Und dann erreicht sie mich! Sekunden lang starre ich auf die unüberwindbare Wellenwand bis sie über mich hinwegrauscht.

Die Welle der Verzweiflung hat mich fest in ihren Krallen.

Das Wasser schlägt über meinem Kopf zusammen.  Der gewaltige Sog schleudert mich wie eine Feder gegen die Felsen unter Wasser und zieht mich immer weiter in die schwarze dunkle Tiefe des tosenden Meeres. 

Ich kann nicht mehr atmen. 

Ich kann mich nicht mehr bewegen. 

Ich kann nicht mehr denken. 

Mein Körper ist übersät mit zahlreichen blutenden Wunden. 

Nur der Sog zieht mich hilflos immer weiter in die Tiefe.

Nachdem mich die Welle der Verzweiflung 

überrannt und in die Tiefe gezogen hat,schaffe ich es oft nicht wieder an die Wasseroberfläche zurückzukommen. Unter Wasser ist es dunkel um mich herum.  Meine Lungen vermissen schmerzlich die lebenserhaltende Luft an der Oberfläche. Mein Körper schmerzt bei jeder kleinen Bewegung. Ich blute aus mehreren Wunden,am meisten blutet jedoch mein Herz.

Geräusche von der Oberfläche höre ich nur sehr leise und gedämpf, vieles kann ich gar nicht verstehen. 

Auch wenn sich mir rettende Hände entgegenstrecken, kann ich sie nicht ergreifen. Ich kann ihre tröstenden Worte nicht hören und ich kann mich auch nicht verständlich machen unter Wasser. 

Ich bin vollkommen alleine. 

Manchmal dauert dieser Zustand sekundenlang an, manchmal sogar monatelang.

Befreien kann ich mich nur selbst aus diesem 

Zustand.  Nur mit einer enormen Kraftanstrengung kann ich es schaffen, wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. 

Aber auch nur, wenn der Sturm abflacht und das Meer sich langsam wieder beruhigt. 

Sobald ich es endlich an die rettende Oberfläche geschafft habe, lasse ich mich vollkommen erschöpft an den Strand treiben und bleibe dort erst regungslos liegen.

Erst nach langer Zeit habe ich genug Kraft gesammelt, um an Land zu kriechen und wieder am Leben teilzunehmen. 

Genau so verhält es sich bei der Steinklippe, nur wate ich hier nicht wie paralisiert ins Wasser, sondern ich stehe unvermittelt am Abgrund der Klippe.

Manchmal werde ich von bösen Geistern getrieben und springe bewusst in den Abgrund, meist jedoch falle ich ohne Vorwarnung in den tiefen mörderischen Abgrund.

Die Reise von einem Strand zum anderen kann 

unvermittelt von einer Sekunde zur nächsten passieren. Manchmal gestaltet sich die Reise länger und ich kann Ihre Auslöser und Veränderungen analysieren und verstehen. 

Aber dies ist leider nicht immer der Fall!  

Am liebsten wäre ich natürlich die ganze Zeit am schönen Sandstrand mit meinen Lieben lachend und spielend,einfach glücklich! 

Und wenn mir diese kleinen Glücksmomente vergönnt sind, versuche ich sie aus ganzem Herzen und mit jeder Faser meines Herzens zu genießen. 

Meine Wünsche für die Zukunft sind nicht groß…Ich wünsche mir nur ein bisschen mehr Zeit am Sandstrand verbringen zu dürfen und die Zeiten,die ich am Steinstrand oder an der Klippe und vorallem tief unter der Wasseroberfläche verbringe, weniger werden und leichter zu ertragen sind. 

Dafür kämpfe ich jeden Tag!