Am 10. Oktober war der offizielle World Mental Health Day / Welt-Mentalgesundheitstag — ein internationaler Tag zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit und zur Förderung von Maßnahmen, die Unterstützung bieten.
Das offizielle Thema für 2025 lautet: „Zugang zu Diensten – psychische Gesundheit in Katastrophen und Notlagen / Mental health in humanitarian emergencies.“
Das Ziel ist es, auf die psychischen und psychosozialen Bedürfnisse derjenigen aufmerksam zu machen, die von Katastrophen, Konflikten oder anderen Notlagen betroffen sind – und dafür zu kämpfen, dass auch in Krisenzeiten Zugang zu Hilfe bestehen bleibt laut WHO.
Dieser Tag soll Diskussionen, Aufklärung und Engagement fördern – von Regierungen über Hilfsorganisationen bis zu Einzelpersonen, damit psychische Gesundheit nicht vergessen wird, gerade in schwierigen Zeiten.
Aber nicht nur in schwierigen Zeiten ist dieses Thema „lebens- und überlebensnotwendig“ für Betroffene, sondern Tag für Tag!!
Und genau deswegen muss meiner Meinung nach unbedingt etwas verbessert werden im Bereich Zugang zu helfenden Maßnahmen für Betroffene in Form von z.B. verfügbaren Therapieplätzen, niedrigschwelligen Hilfsangeboten und es müssen mehr Möglichkeiten für den Austausch von Betroffenen geschaffen werden.
Die Möglichkeit Hilfe und Unterstützung beim Kampf gegen diese Erkrankungen zu bekommen, sich mit Betroffenen auszutauschen zu können und zu erfahren, dass man nicht alleine damit ist, rettet Leben!
Denn gerade eine unbehandelte Depression kann sehr häufig auch zu Suizidgedanken und deren Umsetzung führen.
2019 lebten etwa 970 Millionen Menschen weltweit mit einer mentalen Störung (z. B. Depressionen, Angststörungen) laut WHO.
Das entspricht grob 1 von 8 Menschen weltweit.
In einigen Studien wird geschätzt, dass im Laufe des Lebens sogar bis zu 50 % der Menschen irgendwann eine Form von psychischer Erkrankung erleben könnten.
Zu den mentalen Erkrankungen (psychischen Erkrankungen oder seelischen Störungen) zählen alle Erkrankungen, die das Denken, Fühlen, Verhalten oder die Wahrnehmung eines Menschen beeinträchtigen.
Sie lassen sich in 10 Hauptgruppen unterteilen. Diese sind folgende:
- Affektive Störungen (Störungen der Stimmung)
z.B. Depressionen, bipolare Störungen - Angst- und Panikstörungen
- Traumafolgestörung z.B. komplexe
Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS)
und Posttraumatische Belastungsstörung ( PTBS) - Zwangsstörungen
- Psychotische Störungen z.B. Schizophrenie
- Persönlichkeitsstörungen
- Essstörungen
- Suchterkrankubgen
- Somaforme und psychosomatische Störungen
z.B. Somatisierungsstörung - Neurotische und stressbedingte Störungen z.B.
Burnout, Anpassungstörung
Meiner Meinung nach, muss es endlich in unserer heutigen Welt möglich werden, über seelische Gesundheit zu reden ohne Angst und Scham. Es darf kein Tabuthema mehr sein!
Denn es kann jeden selbst treffen oder einen nahestehenden geliebten Menschen.
Ich selbst lebe seit Jahren mit meheren körperlichen Beeinträchtigungen/ Behinderungen, aber auch einigen diagnostizierten psychischen Erkrankungen wie chronische Schmerzstörung mit somatischen (körperlichen) und psychischen Faktoren, revidierende (immer wiederkehrende) Depression,
komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS), Angst- und Panikstörung, traumabedingte Persönlichkeitsstörung und Anpassungstörung.
Lange Zeit habe auch ich mich geschämt, offen mit meinen psychischen Erkrankungen umzugehen und konnte mich in einer Gesellschaft,die voll von Vorurteilen und negativen Wertungen ist, nicht als wertvoller Mensch fühlen.
Aber vor einigen Jahren habe ich den Schritt gewagt, offen über meine Erkrankungen zu sprechen und nicht mehr jeden Tag mein Gesicht hinter einer Maske in der Öffentlichkeit zu verstecken.
Natürlich ist mir viel Unverständnis entgegen geschlagen, aber auch sehr viel Emphatie,positive Rückmeldungen und ehrliche liebevolle Fragen,die ich sehr gerne beantworte.
Denn ein gesunder Mensch kann sich kaum vorstellen, wie die Welt für uns als Betroffene aussieht und wie es sich anfühlt,aber sie können Verständnis lernen.
Gerade die Erkrankung Depression hat viele verschiedene Gesichter. Teilweise funktionieren Betroffene auch gemäß der Gesellschaftsnorm völlig „normal“ und verstecken alle ihre Symptome hinter einer Maske. Der häufigste Satz, den Betroffene meist zu hören bekommen, ist: “ Aber das sieht man dir gar nicht an.“ oder „Du bist doch immer so fröhlich und lachst.“
Außenstehende können nicht sehen,wie es in den Betroffenen wirklich aussieht, mit welchen Ängsten und Hürden sie täglich zu kämpfen haben, um sich an die „gesunde“ Welt anzupassen.
Mentale Erkrankungen gehören zu den „nicht sichtbaren“ Erkrankungen, aber sie sind vollkommen real und sind ebenfalls eine schwere Erkrankung wie z.B. ein gebrochenes Bein.
Es gibt einige Mythen und Stigmatisierungen,die sich rund um mentale Erkrankungen, vorallem um Depressionen, ranken.
Fünf davon möchte ich hier gerne kurz aufgreifen und der Realität gegenüber stellen.
1) „Depression ist doch nur Traurigkeit. “ oder “ Ich bin auch manchmal traurig. „
Leider ist eine Depression mehr als nur Traurigkeit.
Sie ist emotionale Taubheit, Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit und das oft ohne Tränen.
2) „Starke Menschen werden nicht depressiv.“
Depression kann jeden treffen. Mit Stärke hat das gar nichts zu tun. Aber mit Depression zu überleben und damit zu leben, das wiederum erfordert
unglaubliche Stärke!
3) „Du musst nur positiv denken. „
Dieser Satz ist, wie jemanden mit einem gebrochenen Bein zu sagen: “ Lauf doch einfach normal“.
4) „Antidepressiva machen abhängig. „
Antidepressiva sind wie Insulin bei Diabetikern – medizinisch notwendige Hilfsmittel.
5) „Depression verschwindet von alleine. „
Leider nein! Unbehandelt wird sie noch schlimmer. Professionelle Hilfe ist meist notwendig.
Für meine Tochter, für mich und für alle Betroffenen kämpfe ich daher für eine Welt, in der Menschen sich mit mehr Toleranz und Akzeptanz begegnen.
Um dass in Zukunft zu gewährleisten, unterstütze ich von ganzem Herzen den Verein ZSL- Zentrum Selbstbestimmt Leben Lüneburger Heide e.V.
Wir haben vor, für 2026 neue Wege zu finden, um mehr Möglichkeiten zu schaffen für Informationsweitergabe, Austausch und
Empoverment im Bereich Leben mit sichtbaren und/ oder nicht-sichtbaren Beeinträchtigungen.
In der heutigen Zeit darf natürlich Social Media nicht fehlen. Daher beginne ich demnächst, gemeinsam mit dem ZSL Lüneburger Heide e.V, mit viraler Aufklärung und Entstigmatisierung für mehr Toleranz unter ’sweetduckyonwheels‘ bei Instagram und TicToc.
Meinen ganz persönlichen Teil trage ich auch in kleinen Dingen bei, indem ich stolz meinem Kuschelpullover in der Öffentlichkeit präsentiere mit dem Statement “ Ja, ich habe Depressionen und nein,ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen. “
Ich schließe mit der Bitte an jeden einzelnen, die Welt öfter mit den Augen eines Kindes zu betrachten ohne Vorurteile und negativen Wertungen und mit sich selbst und seinen Mitmenschen respektvoller umzugehen.
*Zeigt euch so wie ihr seid,mit all euren Farben!
Denn genau so, seid ihr perfekt! *
Anke-Bettina Müller
Vorstandsvorsitzende Zentrum Selbstbestimmt Leben ( ZSL) Lüneburger Heide e.V
Sprecherin Selbsthilfegruppe “ Gruppe für Behinderte Wathlingen-Flotwedel “
Content Creatorin
