Ich hatte 2017 mein Studium der Sozialen Arbeit (B.A.) abgeschlossen und 2018 mein Anerkennungsjahr beendet. Seit dieser Zeit hatte ich das Persönliche Budget (PB) für meine Arbeitsassistenz genutzt. Ich habe eine Halbseitenlähmung rechts und bin Rollstuhlnutzerin. Für mich war es immer wichtig, beruflich selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu arbeiten – und das Persönliche Budget hat mir genau das ermöglicht.
Über ein Budgetbüro, das zugleich Arbeitgeber für meine Assistenz war, konnte ich meine Unterstützung individuell organisieren. Ich entschied selbst, wer mich unterstützte, wie die Aufgaben verteilt waren und wie die Stunden gestaltet wurden. Ohne das mir ein Dienst Anweisungen gegeben hat, wie und wo ich meine Assistenz einzusetzen habe. Das Budget wurde monatlich auf ein Konto überwiesen, das auf meinen Namen lief. Die Abrechnung lief über das Budgetbüro, das die Löhne auszahlte und die Nachweise für das Integrationsamt führte. Die Stundenlisten wurden von mir geführt und ich trug die Verantwortung für die Korrekte Abrechnung.
Auch wenn die Assistenz formal beim Dienst angestellt war, lag die Verantwortung für ihre Arbeit bei mir. Ich war also inhaltlich und organisatorisch dafür verantwortlich, wie meine Assistenz eingesetzt wurde, welche Aufgaben sie übernahm und wie die Zusammenarbeit funktionierte. Diese Rolle war anspruchsvoll, aber sie ermöglichte mir, meine berufliche Tätigkeit wirklich nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Ich hatte meine Assistenz durchgehend genutzt – vom Anerkennungsjahr bis zu meinem Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft meines ersten Kindes. In dieser Zeit war sie ein wesentlicher Bestandteil meines Arbeitsalltags: Sie ersetzte mir im Beruf meine Arme und Beine – der Kopf, die Entscheidungen und die Verantwortung blieben selbstverständlich bei mir.
Meine Arbeitsassistenz unterstützte mich bei allem, was mir körperlich schwerfiel: beim Holen, Bringen, Abheften oder Lochen von Unterlagen, beim Vorbereiten der Beratungsräume – Getränke und Materialien bereitstellen, Whiteboard oder Technik aufbauen – oder während Beratungen beim Schreiben und Lesen. Da ich zusätzlich eine Legasthenie und eine Dyskalkulie habe, war diese Unterstützung auch kognitiv eine wichtige Entlastung. Bei Netzwerkveranstaltungen oder Vorträgen half sie beim Aufbau, Tragen, Lesen, Schreiben und bei organisatorischen Abläufen, sowie bei Außenterminen in Behörden, auf Tagungen oder bei Hausbesuchlichen-Beratungen.
Zwischen 2020 und 2024 hatte ich nebenberuflich meinen Master in Sozialmanagement (M.A.) absolviert. Während dieser Zeit hatte ich zusätzlich eine Studienassistenz, die ebenfalls über denselben Dienst lief, allerdings nicht über das Persönliche Budget, sondern direkt über den Träger abgerechnet wurde. Diese Kombination – Arbeitsassistenz über das PB und Studienassistenz über den Dienst – war nicht immer einfach. Ich hatte gemerkt, dass es auf Dauer deutlich sinnvoller und einfacher ist, beide Assistenzformen über eine Leistung (Persönliches Budget oder Sachleistung – direkte Abrechnung des Assistenzdienstes mit dem jeweiligen Träger) laufen zu lassen, da ich dadurch eine klare Linie, einheitliche Strukturen und mehr Flexibilität habe.
Deshalb plane ich ab Januar 2026 wieder sowohl Elternassistenz (jetzt mit 2 Kindern nutze ich diese Form der Assistenz) als auch Arbeitsassistenz über eine Leistung laufen zulassen, hierbei bin ich mir noch etwas unsicher, welche Leistungsform ich den jetzt mit 2 Kindern (3 und 1 Jahr) nutzen kann.
Das Persönliche Budget hatte für mich viele Vorteile: Ich konnte flexibel mit den Stunden umgehen, zum Beispiel in einem Monat weniger Stunden nutzen und im nächsten mehr. Ich konnte selbst entscheiden, wer mich unterstützte, und die Arbeitszeiten an meine tatsächlichen Bedarfe anpassen. Das hatte mir die Freiheit gegeben, berufliche und studierende Anforderungen besser zu vereinbaren.
Gleichzeitig war das Persönliche Budget kein „Selbstläufer“. Es brachte viel Verantwortung mit sich – von der Kontoeröffnung (deren Kosten der Träger übernehmen musste) über die Auswahl und Einarbeitung der Assistenzkräfte bis hin zur Abrechnung und Kommunikation mit dem Träger. Das war zeitaufwendig, organisatorisch anspruchsvoll und emotional fordernd – besonders, wenn es zu Unstimmigkeiten oder sogar Kündigungen kam. Diese Situationen erforderten viel Fingerspitzengefühl, Kommunikationsstärke und Geduld.
Auch im beruflichen Alltag war es nicht immer leicht, die Assistenz als Teil des Teams zu integrieren. Meine Assistenz war zwar offiziell „für mich da“, gehörte aber trotzdem zum Team. In Teambesprechungen saß sie meist still neben mir oder schrieb Protokoll. Bei Teamaktivitäten, bei denen mehrere Arbeitsassistenzen anwesend waren, hatten wir sie bewusst in das Geschehen integriert, um Gemeinschaft und Akzeptanz zu fördern. In Supervisionen hingegen waren – abgesehen von Gebärdensprachdolmetscher*innen für eine Kollegin – keine Assistenzen dabei.
Diese Balance – zwischen persönlicher Unterstützung und Teamstruktur – war manchmal herausfordernd, aber auch lehrreich. Sie hatte mir gezeigt, wie wichtig klare Kommunikation, Offenheit und gegenseitiger Respekt im Umgang mit Assistenzkräften waren bzw. sind.
Trotz aller Herausforderungen möchte ich das Persönliche Budget nicht missen. Es hatte mir ermöglicht, meine beruflichen und privaten Lebensbereiche selbstbestimmt zu gestalten – mit Unterstützung, die zu mir, meiner Arbeit und meiner Lebenssituation passte. Es hatte mich unabhängig von starren Strukturen gemacht und mir Freiräume gegeben, mein Leben flexibel zu organisieren.
Mein Fazit:
Das Persönliche Budget war kein einfacher Weg – aber einer der richtigen. Es erforderte Verantwortung, Organisation und manchmal auch starke Nerven. Doch die Selbstbestimmung, die es mir ermöglicht hatte, wog das alles auf. Ich konnte meinen Beruf und mein Studium so gestalten, wie ich es für richtig hielt. Jetzt bei dieser Kombination aus Elternassistenz und Arbeitsassistenz würde ich mir erhoffe durch die Flexibilität des Persönlichen Budget, auch die Gestaltung meines Familienlebens und Arbeitslebens so individuell und selbstbestimmt zu gestalten, wie es für uns als Familie richtig ist. Andererseits ist diese Form der Leistung Zeit auf wenig und für die Anforderung als Familie vielleicht eine zusätzliche Belastung. Ich werde sehen, wie ich mich entscheide! Für mich war das Persönliche Budget jedenfalls kein Verwaltungsinstrument – es war ein Schlüssel zu echter Teilhabe und gelebter Inklusion.
Jana Petersen-Franke
