Darf ich vorstellen: Das ist Fräulein Hilde!

Guten Abend ihr Lieben, 

es war jetzt hier länger still. Das liegt leider daran, dass ich momentan ziemlich tief in meiner Depression vergraben bin.

Lange Zeit hat meine Therapeutin mir geraten,  der Depression einen Namen zu geben, um sie benennen und mit ihr arbeiten zu können. Über 4 Jahre hat es gedauert! 

Zuerst hat der Hauptakteur in meinem Leben, mein Antreiber, einen Namen und eine Bildnis bekommen. Aber dazu ein anderes Mal…

Seit ein paar Tagen hat nun auch meine Depression einen Namen…Darf ich vorstellen…Fräulein Hilde!

Wie Sie aussieht,weiß ich noch nicht so genau,  bis jetzt ist mir nur ihr Name bekannt. 

Und momentan hält sich Fräulein Hilde leider nicht im Nachbarhaus oder im Nachbarzimmer auf. Sie sitzt nicht neben mir auf der Coach…

Nein, sie hat sich direkt auf meinen Kopf gesetzt! 

Und das ist leider nicht im mindesten so lustig, wie es sich anhört. 

Sie macht aus meinem Kopf eine unendliche schwarze Leere, sie nimmt mir die Luft zum Atmen und drückt mich auf den Boden nieder. Durch ihr Gewicht wird alles so unsagbar schwer und kaum zu bewältigen. 

Kleinste Dinge wie z.B. Aufstehen,  Duschen,  vor die Tür gehen,  essen….alles wird durch Hilde zum Marathonlauf!

Es fühlt sich an, als ob Hilde mich die ganze Zeit mit ihrem Gewicht zu Boden drückt, wie ein riesiger Felsbrocken bei jedem Schritt an meinen Beinen hängt, mich hinunter zieht in die Dunkelheit,  in die Einsamkeit, in die Verzweiflung und in die Traurigkeit. 

Hilde begleitet mich nun schon seit vielen Jahren…sie ist leider nicht nur eine „traurige Episode „.

Sie ist eine schwere Erkrankung und leider auch chronisch. 

Sie wird mich mein ganzes Leben lang begleiten, genauso wie meine chronischen Schmerzen! 

Und genau diese Tatsache hat fast 4 Jahre Therapie und Arbeit mit mir und meinen Gefühlen gebraucht, um überhaupt als Tatsache von mir erkannt und anerkannt zu werden. 

Denn ich bin ja nicht krank!

Ich muss mich nur zusammenreißen und mir in den Arsch treten! 

Es liegt nur an mir! 

Ich mache irgendwas falsch! 

Diese Gedanken und das Verleumden und auch Scham haben mich lange begleitet. Es ist schwer sich selbst und seiner Umwelt einzugestehen:

Nein, ich mache nichts falsch! 

Ich bin krank!

Ich kann nichts für meine Erkrankung! 

Ich kann lernen mit meiner Erkrankung zu leben und besser damit umzugehen! 

Ich kann mit ihr LEBEN!

Die Erkenntnis ist zwar mittlerweile bei mir angekommen, aber ich hadere auch noch viel mit ihr.

Hilde wird immer bei mir sein…mal im Nachbarhaus, mal im Zimmer gegenüber,  mal neben mir auf der Coach und manchmal sitzt sie eben auf mir drauf!

Aber auch diese Zeit wird vorbeigehen!

Also Augen zu und durchhalten!